"We're all dead in heaven! So it can't be that great…"

Montag, 2. Juni 2014

Ein Junge mit Krähen-Haar

Da ist ein Junge in meinem Nachhilfe-Kurs. Er ist so beeindruckend. So toll. Er sitzt jedes Mal nur da und quält sich durch die Aufgaben. Er ist immer so abwesend. Immer so müde. Aber er ist so wunderschön. Er ist die Art Mensch, deren Fotos durchs Internet gereicht werden wie Kettenbriefe.
Er scheint immer sehr traurig zu sein. Er lächelt fast nie und lacht sowieso nicht.
Aber Himmel, er ist so schön. Seine Haare, wie weiche schwarze Krähenfedern.
Er nimmt mit niemandem Blickkontakt auf, außer mit dem Nachhilfelehrer. Ich schaue ihn ständig an während der Stunde, aber er scheint es nicht zu bemerken. Kurz schließt er seine Augen. Neigt seinen Kopf nach hinten. Schaut aus dem Fenster.
Er ist so unglaublich schön. Gott, seine Augen. Wie eine dunkle Nacht. Eine sternklare Nacht. So schwarz. Eigengrau.
Er ist so geheimnisvoll. Was würde ich geben, um mal eine Nacht mit ihm zu verbringen. Nicht, um mit ihm zu schlafen. Sondern um ihn kennenzulernen. Seine Stimme sprechen zu hören. Seine Ansichten der Welt zu erfahren. Seine Gedanken. Denn die Nacht ist ein gutes Umfeld für Gespräche.